Weidenflechtwerk

Die Weiden treiben im Frühjahr aus und bilden während des Jahres bis zu drei Meter lange Schösslinge. Diese werden von November bis Februar während der Saftruhe des Baumes geschnitten, nach Längen sortiert und gebündelt. Verarbeitet werden sie geschält und naturbelassen.

Zum Entfernen der Rinde sind mehrere Methoden möglich. Die geschnittenen Rutenbündel werden für etwa vier bis sechs Wochen 15 cm tief ins Wasser gestellt. Dort treiben sie neu aus und stehen so voll im Saft. In diesem Stadium kann man die Rinde durch Quetschen zwischen den Walzen einer Schälmaschine oder von Hand mit Hilfe einer Schälklammer leicht entfernen. Bei Bedarf durch Schwefeldämpfe gebleicht und vor Pilzbefall geschützt, lagern die geschälten Ruten mindestens ein Jahr vor Licht geschützt zum Trocknen. Vor dem Flechten selbst werden diese “weißen Weiden” dann etwa eine Stunde lang in Wasser eingelegt und so wieder biegsam und geschmeidig.

Weiden werden heute überwiegend ungeschält verarbeitet. Die Ware weist dann einen Braunton auf. Ungeschälte Weidenruten müssen vor dem Flechten zwischen zwei und fünf Wochen gewässert werden.

Einen rötlich-braunen Farbton erhält die Weide, wenn sie erst sechs Stunden gekocht und dann geschält wird. Bei dem Sieden dringt die Gerbsäure der Rinde in das Holz ein und verursacht diesen weit verbreiteten, warmen Farbton, auch “altdeutsche Farbe” genannt. Das Weidensieden wurde Ende des 19.Jahrhunderts erfunden. Man nennt die so behandelten Weidenruten „Gesottene Weide“.



Weidezaun als Flechtwerk



Austrieb im Frühjahr


Weiden in der Saftruhe


Die wichtigsten Techniken der Weidenflechterei unterscheidet man nach “Geschlagene Arbeit” und Feinflechterei.

Bei der “Geschlagenen Arbeit” entstehen in der Regel einfache Waren, wie Körbe zum Transport von Kartoffeln, anderen Feldfrüchten oder von Fischen. Produkte dieser Machart fanden häufig auch ihre Verwendung bei zahlreichen Produktionsvorgängen in der Industrie. Die Korbflasche, ein vom Flechtwerk geschützter Glasballon, ist wohl allgemein bekannt.

Wird geschälte und gebleichte Weide verarbeitet, spricht man von “Weißgeschlagener Arbeit”. Es entstehen feiner ausgearbeitete Produkte vornehmlich für den Haushalt - Wäschekörbe, Henkelkörbe - und für den Bürobereich - Papierkörbe.

Länge und Dicke der verwendeten Weidenruten führen zu einer weiteren Differenzierung: “Großgeschlagene Arbeit” besteht aus langen, dicken Ruten. Unter “Kleingeschlagene Arbeit” ist dem gegenüber die Arbeit mit den einen Meter kurzen, weißen oder gesottenen Weiden zu verstehen. Diese müssen besonders hochwertig sein, da sie andernfalls schnell brechen. So entstehen feine Körbe, vorzugsweise für den Tischgebrauch wie zum Beispiel Brot- und Obstkörbe, oder Nähkörbchen.