Der nachwachsende Rohstoff
in Weidengarten und Kopfweidenwald


Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Biotopschutz pflegen seit Jahrzehnten Jahr für Jahr viele hundert Kopfweiden am Niederrhein und leisten damit einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt dieses Kulturguts. Beim historischen Blick auf diesen universellen, nachwachsenden Rohstoff wurde deutlich, dass sich die ehemalige Vielfalt der Kulturweidensorten in ihrer Nutzung als Flechtmaterial auf wenige Sorten verringert hat. Dies war eine Folge des Niedergangs des Korbmacherhandwerks seit Ende der fünfziger Jahre. So entstand der Gedanke, auf dem Landschaftshof eine lebende Sammlung von Weidensorten anzulegen, die früher gerne zum Flechten verwendet wurden. Die Sammlung umfasst zur Zeit mehr als 25 Sorten. Viele von ihnen sind aktuell vom Aussterben bedroht, da das Handwerk des Korbflechtens gewerblich nur noch von wenigen gepflegt wird.
Im Weidengarten erkennt der Besucher beim Vergleich von Wuchsstärke und Rutenlänge der verschiedenen Weidensorten deren hauptsächliche Verwendung. Dünne, biegsame und leicht spaltbare Sorten wurden für das "Feingeflecht" verwendet. Kräftig wachsende Sorten wurden zu "grobgeschlagenen" Korbwaren.



Kopfweidenwald am Landschaftshof



Flechtruten



Winterliche Weidenlandschaft


Zur Gewinnung qualitätsvoller Weidenruten für hochwertige Flechtwaren pflegte man besondere Anbaumethoden:

  • Stehen Weiden auf einer Fläche, die nur der Gewinnung von Flechtruten dient, so werden die Pflanzen dicht über dem Boden abgeschnitten. Es entstehen niedrige Stockausschläge. Auf Flächen kultiviert nennt man sie Weidenhege.

  • Im so genannten Kopfweidenwald werden die Stecklinge in einem Reihenverband mit einem Abstand von einem Meter von Baum zu Baum und 1,5 Meter von Reihe zu Reihe gepflanzt. Dieser geringe Abstand lässt die Trieb steil nach oben wachsen und ergibt lange, gerade Ruten.

  • Schneidet man von einer Weide immer wieder Seitenzweige ab, um diese zum Beispiel als zusätzliches Viehfutter zu verwenden, entstehen so genannte Schneitelbäume. Sie weisen einen schlanken, hohen Wuchs mit sehr kurzen Seitenästen auf.

  • Die bekannteste Wuchsform der Weide ist der Kopfbaum. Der Baum wird in der Höhe regelmäßig beschnitten, die für weidendes Vieh nicht mehr erreichbar ist. Dadurch können die frischen Triebe nicht mehr abgebissen werden - auf derselben Fläche kann also Viehweide und Weidenrutenschnitt betrieben werden. Die Kopfweide war in den heute weitgehend waldfreien Flussniederungen weit verbreitet und prägt auch heute noch mit ihren bizarren Altersformen das Landschaftsbild. Für die Landschaftsästetik ist von großer Bedeutung, diese historische Kulturform zu erhalten und verloren gegangene Bestände nachzupflanzen.

  • Die beiden Weidengärten dienen ebenso wie der nahe Kopfweidenwald als Rohstoffquelle für zahlreiche Flechtarbeiten auf dem Landschaftshof. Weiteres Flecht- und Baumaterial wird bei der Pflege der landschaftsprägenden, knorrigen Kopfweiden am Niederrhein gewonnen.